Die wahren Stimmen eines »bunten« Defizits

Bereits im Heft 1/2021 habe ich die Rezension zu Aimo Nylands erstem Buch geschrieben.

Damals habe ich mich, als Vater eines erwachsenen ADHSlers, schwer getan, diese Aufgabe für den Verband zu übernehmen. Ich fand jedoch dieses Buch ausgezeichnet und es hat mir, als nicht Betroffenem, noch einmal einen ganz neuen Blick auf die Problematik gegeben. So hatte ich diesmal kein Problem damit, das neue Buch zu besprechen.

Die Idee, dass Betroffene in diesem Buch ihre Situation schildern, finde ich sehr gut.

Leider hat mir das Buch trotzdem nicht so gut gefallen wie das erste!

Zunächst stört mich, dass jeder Beitrag der Betroffenen mit einer Danksagung an Herrn Nyland endet und jeder Kommentar des Autors mit einer Danksagung an die Verfasser des Beitrages beginnt.

Nach der Lektüre einiger Berichte kommt es mir so vor, dass ein Teil der Schreibenden nur ein selbst empfundenes ADHS hat. Es stehen dort solche Sätze wie: „Gefühlt habe ich auch ADHS, aber das würde nie für eine Diagnose reichen.“

Marianne zum Beispiel beschreibt eine wirklich schreckliche Kindheit. Es ist in ihrem Bericht jedoch keine Rede von einer ADHS- oder AutismusDiagnose.

Es wird selten über die Vorstellung bei einem Facharzt berichtet. Könnten nicht die geschilderten Komorbiditäten womöglich auch die eigentliche Erkrankung sein?

Ich bin kein Arzt, aber einige der Berichte hinterlassen bei mir Fragezeichen.

In meinen Augen wird von Herrn Nyland zu wenig auf mögliche Unterstützungen hingewiesen.

(… vielleicht doch ein Versuch mit Medikamenten? Oder … hilfreiche Gespräche mit anderen Betroffenen zum Beispiel in Selbsthilfegruppen …)

Das Buch ist wohl für Betroffene sehr hilfreich. Das habe ich aus den Rezensionen in Amazon entnommen. Für mich als „Stino“ (wie Martin Winkler sagt) ist es wenig hilfreich.

Andreas